13. Juni 2015. Ich kann mir als auf der Alb aufgewachsener Schwabe zwar nicht erklären, was ein Stahlwerk mit einem Landschaftspark zu tun hat, aber in Duisburg scheint das kein Widerspruch zu sein. Zumal der Landschaftspark Duisburg mit seinen gewaltigen alten Maschinen ein wahrhaftes Eldorado für Fotografen ist. Auch an diesem Tag war das so. Es wuselte regelrecht vor Menschen und meine Frau und ich waren zwei davon.
Dieser alte Hochofen hatte es mir angetan. Das Wirrwarr aus Leitungen die früher einmal alle irgendeine Funktion erfüllten spiegelte für mich eine beachtliche Ingenieurskunst wieder. Und das in Kombination mit der Mächtigkeit dieser Anlage bewog mich dazu ein Bild aus der Froschperspektive aufnehmen zu wollen. Einfach um die Größe noch zusätzlich zu unterstreichen.
Also legte ich mich zwischen all dem Gewusel mit der Kamera auf den Boden und wartete bis das Bild nahezu Menschenleer war. Was durchaus den ein oder anderen verwunderten Blick einbrachte, weil ich so eine ganze Weile im Dreck lag bis das Motiv frei von Menschen war. Bis auf zwei, die sich beharrlich weigerten. Das eine war ein Security-Mann
und das zweite war meine Frau. Irgendwann gab ich auf. So wurde diese Bild eines der wenigen, aus denen ich im Nachhinein von Hand bedeutende Bildelemente herausretuschierte.
Was bei all den Menschen auf dem Gelände aber trotzdem greifbar war, war die Verlassenheit dieser langsam verfallenden Anlage. Ich habe mir vorgestellt wie es wohl war, als die Maschinen noch liefen und die Menschen keine Touristen sondern Arbeiter waren. Wie die Hitze und der Staub einem entgegen schlugen und die Arbeiter auf diesem Gelände einen bedeutenden Beitrag zum großen Traum von allgemeinem Wohlstand leisteten.
Heute liegt diese Anlage verlassen und zerfällt langsam vor sich hin. Auch wenn sie als Industriedenkmal erhalten bleiben wird, ist sie dennoch nur noch ein Mahnmal alter Träume und führt uns die Vergänglichkeit unseres Strebens vor Augen. Diese Träume sind tot. Was mich jedoch zuversichtlich stimmt ist, dass wir als Menschen in der Lage sind uns neue Träume und Ziele zu suchen. Und das wir mit unserem Wissen und unserer Erfahrung in der Lage sind diese auch zu einem beachtlichen Teil um zu setzen.
So entstand dann auch der Text, der einladen möchte nicht krampfhaft und verbittert an Altem fest zu halten, sondern dankbar für das vergangene und zuversichtlich auf das kommende zu blicken. Wir als Menschen haben das Potential dafür geschenkt bekommen und wir sollten es auch nutzen.
Stolze Träume sind gestorben.
Seelenscherben liegen rings umher.
Demut, Dankbarkeit und Zuversicht soll daraus werden.
Denn Tod heißt immer auch neues Leben.
Und wo uns die Vergangenheit die Perspektive nahm,
soll uns die Zukunft eine neue geben.
Duisburg im Juni 2015