2024 027 Baum auf Feld

Geschichte zum Bild

Ein Baum am Feldrand meines Wohnortes. Ziemlich unspektakulär, es sei denn, man hat das richtige Licht und ist zum rechten Zeitpunkt dort. Dann, wenn die Feldfrucht erst anfängt zu wachen. Freundlicherweise hat der Bauer, der dieses Feld bestellt hat, genau im richtigen Winkel mit seinem Trecker eine Spur hinterlassen, die genau auf diesen Baum zuläuft. Und freundlicherweise hat Gott genau im richtigen Augenblick die Sonne durch die Wolken geschickt. Daran sieht man einmal mehr, dass bei der Landschaftsfotografie- und auch in vielen anderen Genres – der Fotograf den kleinsten Anteil am Bild hat. Die Schöpfer sind andere. Wir sind nur die Dokumentatoren.

Aber zurück zum Bild. Der Baum als Symbol für das Paradies. Für unsere Versagen, Grenzen zu akzeptieren. Sinnbild für die eigentliche Erbsünde des Menschen: Unsere Gier immer mehr zu wollen. Die Sonnenstrahlen die auf die Erde fallen als Sinnbild für einen Himmel, den wir als Menschen durch unser Verhalten zurückgelassen haben. Die Traktor Spur als Metapher dafür, dass der Mensch sich mit seinem Glauben an seine Eigenen Fähigkeiten auf den Weg aus dem Paradies gemacht hat. Und der Acker als das, was uns geblieben ist – eine Welt in dem die meisten für Ihr Überleben hart zu arbeiten haben und auf der an vielen Stellen wahrlich keine paradiesischen Zustände mehr herrschen. Wir haben mit unserem Streben nach Mehr das Paradies verlassen, weil wir der Meinung sind, wir könnten es selber besser machen.

Das klingt sehr negativ in Anbetracht einer Spezies die es geschafft hat auf diesem Planeten 300.000 Jahre zu überleben und eine hochtechnologische Zivilisation aufzubauen. Darüber kann man und darf man staunen und auch dankbar sein für Vieles, was uns gelungen ist. Und trotzdem stehen wir heute an einem Punkt, an dem wir die verfügbaren Ressourcen unseres Heimatplaneten schneller aufbrauchen, als diese nachproduziert werden können. Während wir 1961 noch weniger verbraucht haben, als die Erde an Ressourcen bereitstellte, hatten wir im am 2. August 2023 alle Ressourcen eines Jahres geplündert. Wir leben auf Pump. Das sollten wir bei allem Schönen und Guten, was wir genießen dürfen, nicht vergessen. Und deshalb werden wir nicht darum herumkommen uns mit der Frage des bewussten Verzichts wieder einmal Auseinander zu setzen. Denn selbst wenn man die Biblische Erzählung des Paradieses nur für eine Geschichte halten mag, sind wir gerade dabei diese Geschichte (ein zweites Mal) Wirklichkeit werden zu lassen. Erstaunlicher Weise wieder aus den gleichen Gründen. Da ist sie wieder – unsere Erbsünde. Aber vielleicht schaffen wir es ja 300.000 Jahre später mit einem – hoffentlich – gereifteren Verstand dieses Mal den Apfel nicht zu pflücken, sondern ihn da hängen zu lassen, wo er allen Menschen am meisten nutzt. Manche Erkenntnisse sollten wir nicht pflücken. Das wäre wirkliche menschliche Größe.

Bild & Text

Reife bedeutet auch die Fähigkeit zu bewusstem Verzicht. 
Wären wir Menschen dazu in der Lage,
würden wir heute noch im Paradies leben. 

Daten zum Bild


Bildnummer: Lyrimage_200417_Weissach_00049
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