Die Geschichte zum Bild
Langeweile ist furchtbar. Zumindest versuchen die meisten Menschen, vor ihr zu fliehen, und ich gehöre definitiv dazu. Langeweile ist aber nachgewiesenermaßen auch ein wichtiger Faktor für Kreativität. Und so saß ich an diesem Sonntag im März ziemlich gelangweilt am Esszimmertisch, ohne zu wissen, was ich mit mir anfangen sollte. Bis ich eine Walnuss zwischen die Finger bekam und anfing, dieses banale Objekt näher zu untersuchen. Was irgendwann im Knacken der Nuss endete, um den Inhalt zu verspeisen. Aber so ein Nusskern sieht eigentlich ganz spannend aus. Vor allem wenn man ein Makroobjektiv in Griffweite hat und mal „genauer“ hinschaut.
Man spricht gern von einer „harten Nuss“, wenn es darum geht, nicht ganz triviale Aufgaben zu lösen. In meiner hauptberuflichen Tätigkeit als Organisationsentwickler ist Veränderung ein Teil meiner täglichen Arbeit. Was ich dabei feststelle ist, dass Veränderungen zunehmend schneller vonstattengehen sollen und die Abhängigkeiten, die es zu berücksichtigen gilt, dabei immer vielfältiger werden. Wir sprechen von steigender Komplexität. Dieser Trend beschränkt sich nicht nur auf Unternehmen. Er zieht sich durch unsere gesamte Gesellschaft.
Menschen reagieren unterschiedlich auf komplexe Veränderungen. Während die Einen nicht genug davon bekommen können, möchten die anderen am liebsten in ihrem gewohnten Umfeld verharren. Sie sind froh, solange niemand die Schale ihrer heilen Welt knackt. Evolutionsbiologisch durchaus erklärbar. Unser Gehirn ist darauf getrimmt, möglichst wenig Energie beim Denken zu verbrauchen und möglichst keine Risiken einzugehen. Veränderung verlangt aber beides. Bekommt unsere „heile Welt“ Risse, wird uns unwohl, weil Anstrengung und damit ein höherer Energiebedarf drohen.
Allerdings nimmt die Welt darauf keine Rücksicht. Sie entwickelt sich weiter – mit oder ohne uns. Früher oder später wird die Sphäre unserer persönlichen kleinen Welt Risse bekommen und unter dem Veränderungsdruck brechen. Dann ist die Nuss geknackt und wir müssen uns fragen, was wir mit dem Kern anfangen, der da sichtbar wird.
Das Tolle ist: Dieser Kern ist ein Same – Veränderungspotenzial pur!
Unsere Aufgabe ist es, die Bedingungen zu schaffen, dass sich dieses Potential entfalten kann. Was sind das für Bedingungen?
- Ein Bild von Zukunft, nachdem der Mensch bereit ist zu streben
- Die Vermittlung der Fähigkeiten, die die neue Welt fordert
- Lob und Bestätigung, die bestehende und neue Fähigkeiten weiterwachsen lassen
- Und Beistand, wenn dann doch auch einmal etwas schiefgeht. Und das wird es.
Wenn Veränderung in einem solchen Rahmen geschieht, kann aus dem Zerbrechen der alten Welt die Befreiung zu einer neuen werden.
Bild & Text
Wenn das Alte nicht zerbricht, kann das Neue nicht wachsen
Zerbrochen und befreit.
Daten zum Bild
Bildnummer: Lyrimage_230305_Weissach_00001
Schlagwörter :