2024 019 Alte Schienen im Hafen

Die Geschichte zum Bild

Es war ein kleiner Hafen in Schweden, in dem diese rostigen Schienen abgeladen worden waren. Die Kombination aus dem Hafen, einem Sinnbild des Aufbruchs auf ein endlos erscheinendes Meer, und diesem Haufen Schrott, der einmal dazu diente alles in seinen Bahnen zu halten, eignete sich hervorragend als Inspiration, um darüber nachzudenken, nach was ich mich in meinem Leben mehr sehne. Die Sicherheit oder das Abenteuer.

Wie vermutlich viele, träume auch ich immer mal wieder davon die Welt auf eine ganz neue Art zu entdecken, während ich nahezu jeden Tag im gleichen Trott verbringe. Nicht, dass das eine schlechter wäre als das andere. Sicherheit hat ja auch Vorteile, denn ein Abenteuer birgt immer ein höheres Risiko zu scheitern. Aber ich glaube, selbst im Scheitern würden wir etwas gewinnen: Das Gefühl der Freiheit eine Chance gegeben zu haben. Das mag uns davor bewahren am Ende des Lebens zurück zu blicken mit dem fahlen Gefühl es nie versucht zu haben.

Und so hoffe ich, dass ich eines Tages doch noch mein ganz persönliches Abenteuer finden und es wagen werde. Est steht zumindest – wie sagt man heute so schön auf Neudeutsch – auf meiner Bucket List.

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Brich sie auf, die eingefahrenen Gleise.
Lass die Gewissheit des Lebens hinter Dir.
Gänzlich Neues lässt sich nicht auf Schienen entdecken.
Du brauchst den Mut, zu Fuß zu gehen.
Dorthin, wo Du noch nie warst.

Was Du finden wirst, wird Dich retten.
Und sei es nur vor dem Gedanken, nie frei gewesen zu sein.

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Bildnummer: Lyrimage_130815_Deutschland_00250
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2024 006 Nuss mit offener Schale

Die Geschichte zum Bild

Langeweile ist furchtbar. Zumindest versuchen die meisten Menschen, vor ihr zu fliehen, und ich gehöre definitiv dazu. Langeweile ist aber nachgewiesenermaßen auch ein wichtiger Faktor für Kreativität. Und so saß ich an diesem Sonntag im März ziemlich gelangweilt am Esszimmertisch, ohne zu wissen, was ich mit mir anfangen sollte. Bis ich eine Walnuss zwischen die Finger bekam und anfing, dieses banale Objekt näher zu untersuchen. Was irgendwann im Knacken der Nuss endete, um den Inhalt zu verspeisen. Aber so ein Nusskern sieht eigentlich ganz spannend aus. Vor allem wenn man ein Makroobjektiv in Griffweite hat und mal „genauer“ hinschaut.

Man spricht gern von einer „harten Nuss“, wenn es darum geht, nicht ganz triviale Aufgaben zu lösen. In meiner hauptberuflichen Tätigkeit als Organisationsentwickler ist Veränderung ein Teil meiner täglichen Arbeit. Was ich dabei feststelle ist, dass Veränderungen zunehmend schneller vonstattengehen sollen und die Abhängigkeiten, die es zu berücksichtigen gilt, dabei immer vielfältiger werden. Wir sprechen von steigender Komplexität. Dieser Trend beschränkt sich nicht nur auf Unternehmen. Er zieht sich durch unsere gesamte Gesellschaft.

Menschen reagieren unterschiedlich auf komplexe Veränderungen. Während die Einen nicht genug davon bekommen können, möchten die anderen am liebsten in ihrem gewohnten Umfeld verharren. Sie sind froh, solange niemand die Schale ihrer heilen Welt knackt. Evolutionsbiologisch durchaus erklärbar. Unser Gehirn ist darauf getrimmt, möglichst wenig Energie beim Denken zu verbrauchen und möglichst keine Risiken einzugehen. Veränderung verlangt aber beides. Bekommt unsere „heile Welt“ Risse, wird uns unwohl, weil Anstrengung und damit ein höherer Energiebedarf drohen.

Allerdings nimmt die Welt darauf keine Rücksicht. Sie entwickelt sich weiter – mit oder ohne uns. Früher oder später wird die Sphäre unserer persönlichen kleinen Welt Risse bekommen und unter dem Veränderungsdruck brechen. Dann ist die Nuss geknackt und wir müssen uns fragen, was wir mit dem Kern anfangen, der da sichtbar wird.

Das Tolle ist: Dieser Kern ist ein Same – Veränderungspotenzial pur!

Unsere Aufgabe ist es, die Bedingungen zu schaffen, dass sich dieses Potential entfalten kann. Was sind das für Bedingungen?

  • Ein Bild von Zukunft, nachdem der Mensch bereit ist zu streben
  • Die Vermittlung der Fähigkeiten, die die neue Welt fordert
  • Lob und Bestätigung, die bestehende und neue Fähigkeiten weiterwachsen lassen
  • Und Beistand, wenn dann doch auch einmal etwas schiefgeht. Und das wird es.

Wenn Veränderung in einem solchen Rahmen geschieht, kann aus dem Zerbrechen der alten Welt die Befreiung zu einer neuen werden.

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Wenn das Alte nicht zerbricht, kann das Neue nicht wachsen
Zerbrochen und befreit.

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Bildnummer: Lyrimage_230305_Weissach_00001
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2024 003 Kind am Strand

Geschichte zum Bild

Unser Sohn stand in Dänemark am Meer. Ich weiß nicht, wie lange ich ihn beobachtete und wie lange er einfach so dastand und auf die See hinaussah. Als würde er träumen – von dem Land „dahinter“. Einer anderen, neuen Welt. Was er wirklich gedacht hat? Ich weiß es bis heute nicht.

Aber diese Szene war für mich ein Synonym für Sehnsucht auf der einen und Beschränkung auf der anderen Seite. Die Meisten von uns können eben nicht über das Wasser gehen. Aber einige von uns – die sich nicht mit Grenzen abfinden wollten – haben gelernt, Boote zu bauen. Und irgendwann Schiffe. So fiel eine Grenze um die andere und wir entdeckten neue Länder und Kontinente.

Was wir in Bezug auf Technologie schaffen können, mag uns auch bei der Umwelt und beim Sozialen gelingen. Was wir brauchen, um anzufangen, ist nicht mehr als Sehnsucht, Zeit und Kreativität. Grenzen fallen zuallererst in unseren Köpfen.

Bild & Text

Denk darüber hinaus!
Von jeher haben Grenzen Menschen Träume geschenkt.
Manche von ihnen so mächtig, dass sie die Welt verändert haben.

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Bildnummer: Lyrimage_170901_Dänemark_00152
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2024 002 Zimmer mit Aussicht

Die Geschichte zum Bild

Ein Dank an Harald, unseren norwegischen Vermieter, der es mir freundlicherweise erlaubt hat, diese Innenansicht seines Ferienhauses zu veröffentlichen. Harald hat sich Zeit genommen. Uns eine mehrstündige Rundtour durch „sein Land“ geschenkt. Einfach so. Ohne, dass wir ihn darum gebeten hätten oder er etwas dafür verlangt hätte. Er hat uns wunderschöne Plätze gezeigt und bewiesen, dass sich Menschen nicht kennen müssen, um gute Erfahrungen miteinander zu machen. Selbst wenn sie ganz unterschiedlich „ticken“ – was wir mit Sicherheit tun. Ich denke gern an Harald zurück.

Als ich dieses Bild aufgenommen habe, gab es weder den Text noch das Ziel, einen Text für dieses Bild zu schreiben. Der Text kam erst viel später, als ich mich mit neuen Ausstellungen beschäftigt habe, und der Kerngedanke der neuen Ausstellungsserie feststand: „Von innen nach außen – Kunst als Chance für Dialog und Verständigung.“ Ich suchte nach einem „Titelbild“ für die Ausstellung. Als mir das Zimmer mit Blick nach draußen wieder in die Hände fiel, und ich es eine Weile anschaute, wurde mir klar, dass für mich alles an diesem Bild auch zu den Gedanken passt, die ich mit der neuen Ausstellungsserie verbinde und auch transportieren möchte.

Ich glaube, dass manche von uns in der Gefahr stehen, sich „häuslich“ in Ihrer Welt einzurichten. Unsere Denkgebäude klingen schlüssig für uns. Würden sie das nicht, wäre das ja auch fatal. Aber wenn es „in uns“ heimelig wird, sehen wir zum Teil gar keine Notwendigkeit mehr, nach draußen zu treten und uns in der „Welt da draußen“ umzuschauen. Dabei ist es draußen mit Sicherheit viel bunter. Und natürlich auch viel windiger, aber dafür sehr häufig auch viel schöner. Natürlich ist es bisweilen eine Herausforderung, sich mit den Gegebenheiten „da draußen“ auseinanderzusetzen, und Wind, Regen und ab und zu auch Blitz und Donner gehören für manche nicht unbedingt zu dem, was sie gern ertragen. Aber die Welt „da draußen“ bietet uns trotzdem so viel mehr, als das Zimmer in uns. Und auch wenn es manchen schwerfällt, es zu glauben – erst „die anderen“ da draußen machen vieles von dem Möglich, was wir heute unsere Zivilisation und Kultur nennen. Deshalb passte für mich dieses Zimmer mit dem Blick nach draußen.

Die spannende Frage ist, wie wir es schaffen, miteinander zu leben. Vielfalt, Diversität und Inklusion sind heute gern bemühte Begriffe. Mir fallen drei weitere ein, ohne die die anderen nicht funktionieren werden. Achtung, Respekt und Toleranz. Aber Toleranz nicht in dem Sinne, dass wir alles, was die Anderen tun, gut finden sollen. Diese heute gern angenommene Bedeutung von Toleranz hat mit dem ursprünglich lateinischen Begriff „tolerare“ für „erdulden“/“ertragen“ nichts mehr zu tun. In einer toleranten Gesellschaft finden eben NICHT alle alles gut, was dort gedacht und getan wird. Wie sollte sie auch. Denn dann müsste es das EINE RICHTIGE geben, das alle zu meinen haben. Aber wo blieben dann in einer vielfältigen, diversen Welt die Vielfalt und die Diversität? Und wer würde darüber entscheiden? Einer? Oder eine kleine Gruppe „Mächtiger“? Das würde sich nicht vertragen mit unserem Wunsch nach Demokratie. Und gerade Demokratien zeichnen sich doch dadurch aus, dass unterschiedlich und auch kontrovers gedacht werden darf. Der Kitt, der eine solche vielfältige, diverse und inklusive Gesellschaft zusammenzuhalten vermag, sind die bereits erwähnten drei: Achtung, Respekt und Toleranz. Solange wir uns in Achtung und mit Respekt begegnen. Solange wir bereit sind, andere Meinungen, selbst die „falschen“, zu ertragen, solange sollte eine demokratische Gesellschaft funktionieren.

Natürlich benötigt auch eine solche Gesellschaft Grenzen. Erst diese Grenzen verleihen ihr am Ende die Identität, die es Individuen ermöglicht, zu entscheiden, ob sie dazugehören wollen oder nicht. Aber ich glaube, diese Grenzen können weit sein. Wie weit? Das hängt von unserem Respekt, unserer Achtung und unserer Toleranz ab.

Bild & Text

Dort, wo wir es wagen, mit dem, was wir denken, glauben und fühlen von innen nach außen zu treten, dort, wo wir uns sichtbar machen und in die Welt hinausgehen, entsteht die Gelegenheit zum Dialog und zu gegenseitigem Verständnis. Keine billige Gleichmacherei, sondern die Chance auf echte Toleranz und friedvolle Vielfalt.

Die Erde bietet Raum für viele Welten. Unsere Berufung ist nicht über diese Welten zu richten, sondern einander in gegenseitigem Respekt und Achtung zu lieben, selbst wenn wir bisweilen in dieser Liebe auch aneinander leiden.

Ich will nicht glauben, dass Hass und Aggression das Letzte sind,
was wir als Menschheit zustande bringen.

Wir können mehr.

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Bildnummer: Lyrimage_230904_Norwegen_00025
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2023 001 Mann im Meer

Geschichte zum Bild

Dieser Mann stand zwischen den Booten im „Hafen“ eine ganze Weile scheinbar unentschlossen im Wasser, während ich etwas wackelig auf der Mauer einer Burg herumbalancierte, um auf den Hafen herunter fotografieren zu können. In diesem Fall war die vermeintliche Unentschlossenheit des Mannes mein Glück. Wäre er schneller wieder von der Bildfläche verschwunden, wären die Boote heute allein auf der Aufnahme. Auch wenn dies mit Sicherheit nicht der Fall war, wirkte die Szenerie auf mich ein wenig, als ob ein Fischer, der mehrere Boote sein Eigen nannte, sich nicht entscheiden konnte, mit welchem Boot er heute hinausfahren sollte. So entstand auch der Text zum Bild.

Wie oft können wir uns in der heutigen Zeit nicht zwischen den vielfältigen Optionen entscheiden, die uns unsere Welt bietet. Vielleicht, weil wir Sorge haben, uns falsch zu entscheiden? Oder weil wir auf jeden Fall die beste Entscheidung treffen wollen? Wir überlegen und wir warten. Und wir versäumen dabei, vom Denken auch ins Tun zu kommen. Dabei wurde uns Menschen ein so hohes Maß an Kreativität und Flexibilität in die Wiege gelegt, dass wir oft vermögen, selbst falsche Entscheidungen noch in gute Ergebnisse zu verwandeln.

Der Schlüssel, um uns weiterzuentwickeln, liegt manchmal nicht in perfekten Entscheidungen, sondern in mutigen Entschlüssen.

Bild & Text

Stillstand ist bisweilen das Ergebnis zu vieler Optionen.
Sie lähmen unsere Entscheidungsfähigkeit und
rauben unsere Kreativität.
In solchen Situationen wäre Mangel eine Chance
und vielleicht sogar ein Segen.

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Bildnummer: Lyrimage_171029_Spanien_00089
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