Geschichte zum Bild
Eigentlich ein typisches „Langeweile-Bild“, das auf einem „Hausrundenspaziergang“ bei uns um die Ecke aufgenommen wurde. Bevor man an dieser Autobahnbrücke vorbeiläuft, geht man längere Zeit über die Felder, die an diesem Tag schon leicht mit Schnee „gezuckert“ waren. An solchen Tagen strahlt die Landschaft bei uns eine wohltuende Ruhe aus – bis man zur Autobahn kommt. Da rast das Leben im wörtlichen Sinne dann an einem vorbei. Ein Kontrast, der einem durchaus auffällt.
In der Welt, in der ich ungefähr ein Drittel meines Lebens verbringe, geht es ähnlich schnelllebig zu. Die IT Branche gilt – nicht ohne Grund – als einer der wesentlichen Katalysatoren für die Beschleunigung unseres Erfindungsreichtums. Wenn man alleine unsere medizinischen Errungenschaften der letzten 50 Jahre anschaut oder das Wissen, das wir in Bezug auf die Zusammenhänge von Ökosystemen erworben haben, sind das großartige Fortschritte. Und das sind ja nicht die einzigen Bereiche, in denen wir immer schneller Neues auf die Märkte bringen. Genau das macht mich aber auch nachdenklich. So viel Neues in so kurzer Zeit in so vielen Bereichen. Ich frage mich oft, was davon wirklich zu einer Steigerung unserer Lebensqualität führt und was nicht. Meiner Meinung nach könnten wir manchen Fortschritt auch langsamer angehen, ohne dabei an Lebensqualität zu verlieren. Vielleicht sogar mit der Folge, dass uns die Entschleunigung mehr bringen würde als die permanent steigende Anhäufung von Produkten und Dienstleistungen.
Ich stelle mir die Frage, warum wir jedes Jahr ein neues Handymodell „brauchen“. Warum wir immer schnellere Rechner in immer kürzeren Zyklen auf den Markt bringen müssen. Warum die globalen Märkte nur das Prinzip Wachstum kennen usw. Die Antworten, die ich darauf erhalte, ähneln sich: So funktioniert der Markt eben. Wer zu langsam ist, fliegt aus dem Rennen. Wenn wir es nicht tun, tun es andere. Das steigert unseren Gewinn. Man könnte noch viele dieser Glaubenssätze aneinanderreihen. Mir stellen sich vor allem zwei Fragen: Wer ist der Taktgeber unseres Handelns? Und wenn wir ihm in der Tat so ausgeliefert sind, wie wir es selbst oft postulieren: Was ist dann mit der von uns so hochgehaltenen und erstreben persönlichen Freiheit und Autonomie?
Ich lade Dich zu einem kleinen Experiment ein: Gib Dich einmal nicht mit der ersten Antwort zufrieden. Sondern suche nach dem Grund dahinter und dem Grund dahinter und dem Grund dahinter und dem Grund dahinter und dem Grund dahinter. Wenn Du auf diese Weise „5 Treppenstufen“ tiefer und damit näher am Fundament Deines bzw. unseres Handelns angekommen bist, wäre ich neugierig darauf, welche Schlüsse Du gezogen hast. Vielleicht hatte C.S. Lewis ja recht, als er sagte: «Vielleicht ist dies nicht ‹die beste aller möglichen Welten›, aber es ist die einzig mögliche.» Zugegebenermaßen ein aus dem Kontext gerissenes Zitat.
Wie denkst Du über all das?
Bild & Text
Wir erschaffen keine bessere Welt,
in dem wir eine schnellere Welt erschaffen.
Leben braucht Zeit.
Daten zum Bild
Bildnummer: Lyrimage_170127_unbenannt_00021
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