2024 035 Vogel auf Insel

Geschichte zum Bild

Dieses Mal ist es wirklich „die Geschichte“ zum Bild. Wenn man Abends am Meer sitzt und das Vorrecht genießt seinen Gedanken einfach ganz freien Lauf zu lassen, kommt man manchmal auch auf abstruse Ideen. Aber irgendwie fand ich Gott in dieser Geschichte so herrlich einfühlsam, gnädig und zuversichtlich. Und auch wenn diese Geschichte nicht einmal in Ansätzen aus der Schöpfungsgeschichte abzuleiten ist, glaube ich, dass diese kurze Erzählung Gottes Wesen widerspiegelt. Schließlich hat Jesus, nachdem Petrus ihn verraten hatte, auch nicht zu ihm gesagt: „Du hast Mist gebaut, ich such mir einen neuen im Team“. Nein, er hat ihn beiseite genommen und ihm aufgetragen seine Kirche zu bauen. Und Petrus? War sicherlich beschämt über sein Missgeschick aber auch unendlich froh über Gottes Geduld und Vergebung. So musste sich Petrus nicht mehr von dem Entmutigen lassen, was geschehen war, sondern konnte sich auf das konzentrieren, was daraus werden konnte. Diese Chance, gibt Gott jedem, der an seiner Welt mitbauen möchte.

Bild & Text

Ein kleiner Spatz fiel Gott vor die Füße, gerade als der Herr einen gewaltigen Berg formen wollte. Vor Schreck glitt der Berg Gott aus den Händen und zersprang in tausend Stücke. Verlegen zupfte der Spatz sein Federkleid zu Recht und sagte kleinlaut, den Blick zum Boden gewandt, dass es ihm leid täte. Er sei erst vor Kurzem erschaffen worden und noch nicht so geübt im Fliegen. Aber er wolle all die Stücke zusammensammeln und sie Gott wieder in die Hand geben. Da lächelte Gott und wies ihn darauf hin, dass sein Schnabel zu klein und seine Kraft zu gering wäre, um all die Brocken aufzuheben. Der Spatz blickte um sich, betrachtete die Steine und sah ein, dass Gott Recht hatte. Tief beschämt brach der Spatz daraufhin in Tränen aus, weil er erkannte, dass er sein Missgeschick nicht wiedergutmachen konnte. Gott tat der kleine Vogel leid. Er nahm ihn in seine Hand, setzte sich mit ihm auf einen der Brocken und machte aus den Tränen des Spatzen das Meer, das all die Bruchstücke umschloss. Dann schaute er den Kleinen an und sagte: „Schau nur, wie schön das Meer mit all den Inseln geworden ist. Lass dich nicht von dem entmutigen, was dir misslingt, sondern konzentriere dich auf das, was daraus werden kann.“ Und so saßen Gott und der Spatz noch bis zum Sonnenuntergang da, schauten hinaus auf das glitzernde Meer und staunten über all die wundervollen Inseln, die dem Herrn aus der Hand gefallen waren. 

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Bildnummer: Lyrimage_110825_Norwegen_2011_00383
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2024 001 Bank am Ufer

Die Geschichte zum Bild

Diese Bank und diese Allee habe ich am Bodensee gefunden. Gerade im Winter, wenn die Bäume ihre Blätter verloren haben, können Bäume mit dem Wirrwarr ihrer Äste eine ganz besondere Faszination ausüben. So hat mich auch dieser Tunnel aus Ästen besonders in seinen Bann gezogen. Sonntagmorgens um 9:00 Uhr am 1.1.2023 haben sich die meisten Menschen noch von der vorabendlichen Silvesterfeier erholt. So hatte ich die Allee beinahe für mich alleine. Es ist ein Vorrecht, solche menschenleeren Szenarien erleben zu dürfen.

Der Text fiel mir erst später in einem anderen Zusammenhang ein. Aber ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie ein alter Mönch auf dieser Bank zufrieden und dankbar auf die Schönheit des Sees blickte, während seine Brüder der Allee entlang wandernd in ihre Gedanken versunken waren. Und ich konnte ihn vor mir sehen, diesen jungen, ehrgeizigen Bruder, der mit aller Kraft der Jugend danach jagte, sein Glück zu finden, und dabei den eigentlichen Reichtum des Lebens darüber fast vergaß.

Der Unterschied zwischen einem getriebenen und einem in sich ruhenden Menschen mag in der Frage begründet liegen, ob ein Mensch etwas haben will, auf das er stolz sein kann, oder ob er sich an dem erfreut, was ihm an Möglichkeiten geschenkt wurde. Und wenn auch das Ergebnis nach außen hin dasselbe sein mag, kann es nach innen über die Frage von Glück und Unglück entscheiden.

Bild & Text

Ein Schüler, der Tag um Tag in einem Kloster all seine Übungen vollzog um Glücklich zu werden, traf seinen Meister als dieser zufrieden im Klostergarten auf einer Bank saß und auf den See blickte. Voller Stolz erzählte der Schüler dem Meister: „Meister, ich habe es heute das allererste Mal geschafft alles, was ich mir vorgenommen habe, zu erreichen.“ Der Meister legte dem jungen Mann lächelnd seine Hand auf die Schulter und sagte: „Oh, das ist schön. Ich gratuliere Dir! Und bist Du glücklich?“ „Ja“, antwortete der Schüler ebenfalls mit einem Lächeln.

Am nächsten Tag kam der Schüler wieder zu seinem Meister. Abermals voller Stolz aber etwas müde sagte er: „Meister, ich habe es heute wieder geschafft alles, was ich mir vorgenommen habe, zu erfüllen.“ „Oh, das ist schön“ sprach der Meister abermals, legte dem jungen lächelnd seine Hand auf die Schulter und fragte: „Und bist Du glücklich?“ Nach einem kurzen Augenblick des Nachdenkens sagte dieser „Ja, ich bin etwas müde, aber sehr glücklich.“  „Das freut mich“, erwiderte der Alte.

Am dritten Tag kam der Schüler ebenfalls zu seinem Meister. Und am vierten, am fünften, am zehnten und auch am hundertsten Tag. Jedes Mal voller Stolz und ein wenig erschöpfter.

Am tausendsten Tag nun stand der Schüler nahezu kraftlos vor seinem Meister, der wieder auf der Bank im Garten saß und zufrieden auf den See blickte und frage ihn: „Was mache ich falsch? Ich gewinne zwar an Glück aber verliere immer mehr an Kraft.“ „Dein Glück ist Dein Stolz“ antwortete der Alte. An dem Tag aber, an dem die Dankbarkeit Dein Glück wird, wirst Du auch die Kraft zu leben wiederfinden. Denn Du hast nicht einen einzigen Grund Stolz, aber tausend Gründe dankbar zu sein.“

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Bildnummer: Lyrimage_20230101_Bodensee_00003
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