2024 022 Feldweg mit Naturmauer

Die Geschichte zum Bild

Ein kroatischer Feldweg in der Hitze des Sommers. Ich konnte mir gut vorstellen, wie der Kaufmann und der Mönch hier aufeinander trafen und beschlossen ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Zu der Zeit, in der ich mir die beiden vorstellte, war man besser zu zweit unterwegs.

Die Sache mit der Zufriedenheit. Eigentlich ist es doch genau das, wonach wir alle streben. Und jeder von uns hat etwas anderes vor Augen, mit dessen Erreichung er den Traum verbindet, Zufriedenheit zu erlangen.

Was ist es bei Dir? Hast Du es schon gefunden?

Was der Mönch in der Geschichte anspricht verspricht, ist mehr als die kurzzeitige Befriedigung der wir heute so gern nachjagen. Für unser Wirtschaftssystem wäre es eine Katastrophe, wenn wir alle plötzlich zufrieden wären. Umsätze würden einbrechen, Gewinne sinken und Arbeitsplätze wegfallen. Können wir uns Zufriedenheit überhaupt leisten?

Ich denke schon. Denn die Menschen würden nicht aufhören Bedürfnisse zu haben, selbst wenn wir alle zufrieden wären. Aber wir würden uns vielleicht darauf konzentrieren können, andere „werthaltigere“ Güter und Dienstleistungen bereit zustellen. Vielleicht würde unser Gesundheitssystem allen zugänglich, unsere Sozialsystem von der Fallbehandlung zur Fürsorge zurückkehren, unsere Lebensmittel gesünder und unsere Bahnen wieder pünktlich. Vielleicht haben wir genau jetzt die Chance, ALLES neu zu denken.

Was müsstest Du finden, um nie wieder suchen zu müssen?

Bild & Text

Ein Kaufmann traf auf seinem Weg einen Mönch. Die beiden waren ein Weilchen schweigend nebeneinander gegangen, als der Kaufmann zu erzählen begann, wie dankbar er Gott sei, dass sein Leben so aufregend wäre. Ständig würde er nach Neuem suchen und so sein Wissen und seinen Reichtum vergrößern. Der Mönch hörte aufmerksam zu, bis der Kaufmann ihn fragte, ob das gleichförmige Leben eines Mönches nicht allzu langweilig sei. Darauf erwiderte der Mönch: „Was müsstest Du Neues finden, damit Du nie wieder nach Neuem suchen wölltest?“ Der Kaufmann dachte nach: „Ich weiß es nicht“, antwortete er. „Dann tust Du gut daran, weiterzusuchen. Denn wenn Du es findest, wird es Dir Frieden schenken“.

Daten zum Bild


Bildnummer: Lyrimage_120819_unbenannt_00104
Schlagwörter :

2024 001 Bank am Ufer

Die Geschichte zum Bild

Diese Bank und diese Allee habe ich am Bodensee gefunden. Gerade im Winter, wenn die Bäume ihre Blätter verloren haben, können Bäume mit dem Wirrwarr ihrer Äste eine ganz besondere Faszination ausüben. So hat mich auch dieser Tunnel aus Ästen besonders in seinen Bann gezogen. Sonntagmorgens um 9:00 Uhr am 1.1.2023 haben sich die meisten Menschen noch von der vorabendlichen Silvesterfeier erholt. So hatte ich die Allee beinahe für mich alleine. Es ist ein Vorrecht, solche menschenleeren Szenarien erleben zu dürfen.

Der Text fiel mir erst später in einem anderen Zusammenhang ein. Aber ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie ein alter Mönch auf dieser Bank zufrieden und dankbar auf die Schönheit des Sees blickte, während seine Brüder der Allee entlang wandernd in ihre Gedanken versunken waren. Und ich konnte ihn vor mir sehen, diesen jungen, ehrgeizigen Bruder, der mit aller Kraft der Jugend danach jagte, sein Glück zu finden, und dabei den eigentlichen Reichtum des Lebens darüber fast vergaß.

Der Unterschied zwischen einem getriebenen und einem in sich ruhenden Menschen mag in der Frage begründet liegen, ob ein Mensch etwas haben will, auf das er stolz sein kann, oder ob er sich an dem erfreut, was ihm an Möglichkeiten geschenkt wurde. Und wenn auch das Ergebnis nach außen hin dasselbe sein mag, kann es nach innen über die Frage von Glück und Unglück entscheiden.

Bild & Text

Ein Schüler, der Tag um Tag in einem Kloster all seine Übungen vollzog um Glücklich zu werden, traf seinen Meister als dieser zufrieden im Klostergarten auf einer Bank saß und auf den See blickte. Voller Stolz erzählte der Schüler dem Meister: „Meister, ich habe es heute das allererste Mal geschafft alles, was ich mir vorgenommen habe, zu erreichen.“ Der Meister legte dem jungen Mann lächelnd seine Hand auf die Schulter und sagte: „Oh, das ist schön. Ich gratuliere Dir! Und bist Du glücklich?“ „Ja“, antwortete der Schüler ebenfalls mit einem Lächeln.

Am nächsten Tag kam der Schüler wieder zu seinem Meister. Abermals voller Stolz aber etwas müde sagte er: „Meister, ich habe es heute wieder geschafft alles, was ich mir vorgenommen habe, zu erfüllen.“ „Oh, das ist schön“ sprach der Meister abermals, legte dem jungen lächelnd seine Hand auf die Schulter und fragte: „Und bist Du glücklich?“ Nach einem kurzen Augenblick des Nachdenkens sagte dieser „Ja, ich bin etwas müde, aber sehr glücklich.“  „Das freut mich“, erwiderte der Alte.

Am dritten Tag kam der Schüler ebenfalls zu seinem Meister. Und am vierten, am fünften, am zehnten und auch am hundertsten Tag. Jedes Mal voller Stolz und ein wenig erschöpfter.

Am tausendsten Tag nun stand der Schüler nahezu kraftlos vor seinem Meister, der wieder auf der Bank im Garten saß und zufrieden auf den See blickte und frage ihn: „Was mache ich falsch? Ich gewinne zwar an Glück aber verliere immer mehr an Kraft.“ „Dein Glück ist Dein Stolz“ antwortete der Alte. An dem Tag aber, an dem die Dankbarkeit Dein Glück wird, wirst Du auch die Kraft zu leben wiederfinden. Denn Du hast nicht einen einzigen Grund Stolz, aber tausend Gründe dankbar zu sein.“

Daten zum Bild

Bildnummer: Lyrimage_20230101_Bodensee_00003
Schlagwörter: